Andrej Hunko vor einer Friedensfahne

Andrej Hunko

Am Dienstag den 9. Okotber 2012 besucht die Bundeskanzlerin erstmals seit dem Ausbruch der Krise Griechenland. Am gleichen Tag wird Andrej Hunko bei der Eröffnung des Büros der Rosa-Luxemburg-Stiftung in Athen sein und sich mit den Genossinnen der Syriza treffen. Er dokumentiert hier die 

Erklärung von Manolis Glezos anläßlich des Besuchs
der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Griechenland.

Anläßlich des Besuchs der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel in Griechenland betrachten wir es als unsere Pflicht, sie und den griechischen Premierminister an Folgendes zu erinnern:

1.Das große und mächtige Deutschland darf nicht seinen Verpflichtungen verleugnen, so dass es Griechenland das verwehrt, was es diesem Land gemäß des Internationalen Rechts schuldet, und Griechenland darf auch nicht auf seine Rechte verzichten.

2.Die Verletzungen des Internationalen Rechts und der Grundsätze der Ehre und der Moral bergen in sich die Gefahr, dass Vorkommnisse, die schon einmal Europa verwüstet haben, sich wiederholen. Die Anerkennung der Nazi-Verbrechen ist eine Voraussetzung dafür, dass sich solche Ungeheuerlichkeiten in Zukunft nicht wiederholen.

Unser Volk hat nicht vergessen und darf auch nicht vergessen. Heute trachtet es nicht nach Rache sondern Gerechtigkeit. Wir wünschen uns auch, dass die Deutschen nicht vergessen. Denn die Völker, die sich weigern, sich an ihre Geschichte zu erinnern, wiederholen leicht die gleichen Fehler. Und es scheint so zu sein, dass Angela Merkel ihr Land und insbesondere die Jugend auf diesen glitschigen Weg führt, denn sie hat vor  der Parteijugend erklärt „die Hilfe an Griechenland muss an den Pflichten Griechenlands geknüpft werden.“ - Wo sind aber die Pflichten Deutschlands?

Wir hätten erwartet, dass die Kanzlerin ein ähnliches Verhalten zeigt wie die Allierten gegenüber Deutschland, als diese 1953 mit der Suspendierung von Schuldenrückzahlungen und mit wirtschaftlichen Hilfen zur Entwicklung und zum Wiederaubau Deutschlands beigetragen haben. Damals hatte Griechenland selbst zu diesen Anstregungen beigetragen.

Wie haben nicht vor, die Kanzlerin zu einem Abendessen einzuladen. Wir möchten sie hingegen zu einem Besuch des Schießgeländes von Kesariani einladen, damit sie feststellt, dass kein Gras wächst da, wo so viel Blut vergossen wurde. Die Erde vergißt nicht. Auch die Menschen dürfen nicht vergessen.

Es wird Zeit, unsere Stimme mit der des Vorsitzenden der deutschen Partei „Die Linke“ (Bernd Riexinger) zu vereinen: Anläßlich des Besuchs von Angela Merkel in Griechenland rief er sie dazu auf, auf die Stimmen derjenigen zu hören, die sich den brutalen Kürzungen wiedersetzen, welche die Polarisierung im Land zu verschärfen drohen. Sie müßte auch den Stimmen zuhören, die auf die Gefahr einer humanitären Katastrophe in Griechenland hinweisen.

Mit der Entstehung von der (neofaschistischen)„Goldenen Morgenröte“ zahlen wir schon jetzt für diese Polarisierung in meinem Lande. Sollen wir untätig bleiben angesichts der kommenden Folgen der humanitären Katastrophe? Dann wird es zu spät sein, nicht nur für Griechenland, sondern für ganz Europa.

Manolis Glezos (90) ist ein lebende Symbol des Widerstands gegen die Besatzung der Nazis. Am 30. Mai 1941 haben er und ein weiterer junger Mann die riesige Nazi-Fahne abgenommen, die auf der Akropolis wehte. Mehrfach wurde er während und nach dem Bürgerkrieg zu Tode verurteilt, er hat insgesamt über 11 Jahre im Gefängnis verbracht. Heute ist er Abgeordneter der Syriza.

Französische Übersetzung: http://www.europe-solidaire.org/spip.php?article26574 , (Deutsche Übersetzung: mv)

Andrej Hunko vor einer Friedensfahne

Andrej Hunko