Andrej Hunko vor einer Friedensfahne

Andrej Hunko

Artikel von Gerald Eimer, aus den Aachener Nachrichten

Die angespannte Lage in der Ukraine und Georgien hat die Stimmung während der KarlspreisFeier vor dem Rathaus stärker angeheizt als zunächst erwartet. Von lautstarken und wütenden Protesten auf der einen Seite und Unterstützerparolen auf der anderen Seite wurde insbesondere der Auftritt des ukrainischen Ministerpräsidenten Arsenij Jazenjuk begleitet.

 

 

Zwei Protestlager standen sich am Donnerstag gut zwei Stunden lang auf dem Markt gegenüber, um sich lauthals Wortgefechte zu liefern und sich gegenseitig als Faschisten oder Terroristen zu beschimpfen – dazwischen die Polizei, die jegliche Handgreiflichkeiten erfolgreich verhindern konnte. Am Ende konnte die Einsatzleitung somit von einem „ausgesprochen friedlichen“ Verlauf sprechen. „Es war zwar laut, aber es gab keinerlei Scharmützel.“

 

Jazenjuk war die Reizfigur des Tages und hat zumindest auf Seiten der gut 300 überwiegend linken Demonstranten – unter ihnen auch Bundestagsabgeordneter Andrej Hunko – dem diesjährigen Karlspreisträger Herman Van Rompuy

den Rang abgelaufen. „Mörder“-Rufe begleiteten Jazenjuks Rede. Unter den Protestlern waren zahlreiche Russen und Ukrainer, die Plakate schwenkten, auf denen Jazenjuk als Faschist bezeichnet wurde. Mitglieder der Friedensbewegung 2014 und des Antikriegsbündnisses protestierten gegen die Politik der EU und der USA und forderten ein Ende der „Einkreisungspolitik gegen Russland“.

 

Insbesondere den westlichen Medien werfen viele der Demonstranten eine einseitige Berichterstattung und Lügen vor. Aus ihrer Sicht unterstützt der Westen in der Ukraine „Faschisten“, die mit Gewalt gegen die dortige Bevölkerung vorgingen.

 

Auf der anderen Seite standen ihnen knapp 100 Demonstranten aus ganz NRW und den Nachbarländern in den blau-gelben Farben der Ukraine gegenüber. „Wir sind keine Nazis, wir sind ganz normale Europäer“, betonte Organisator Jenia Jitsev. Der Neuanfang in der Ukraine dürfe nicht zerstört werden, fordern sie. Von Jazenjuk erhoffen sie sich, dass er die Ziele der Maidan-Bewegung umsetzt.

 

In ihren Augen ist vor allem Putin der „Hauptkriegstreiber“, der die Unruhen im Land für sich nutzen wolle. „Wir sind eine linke Bürgerrechtsbewegung und werden hier als Faschisten bezeichnet“, ärgerte sich Jitsev über die Angriffe von der anderen Seite. Dafür wurden in den eigenen Reihen Plakate geschwenkt, die Putin als Hitler und „Faschisten“ darstellten.

 

So übertrug sich die schwierige und schwer zu überschauende politische Gemengelage aus den östlichen Krisenländern am Donnerstag kurzzeitig auch auf den Aachener Markt. Ein Polizeikordon hielt die Demonstranten in Schach, sicherheitshalber statteten sich auch zahlreiche städtische Bedienstete mit Schirmen aus, um die Festgäste im Fall der Fälle vor Wurfgegenständen schützen zu können.

 

Benötigt wurden sie trotz der aufgeheizten Stimmung nicht. Weder flogen Farbbeutel noch jene Karotten, die einige Demonstranten schwenkten: „Die wollen wir nicht werfen, sondern Jazenjuk schenken“, hieß es zur Erklärung. Von seinen Gegnern wird der ukrainische Ministerpräsident in seiner Heimat auch „das Kaninchen“ genannt, weil er – Achtung Ironie – „genauso mutig und genauso klug“ sei.

 

Mutig oder klug? Jazenjuk nahm des Geschenk jedenfalls nicht an, sondern wählte den Weg durch einen Seiteneingang des Rathauses. Auf dem Markt ließ er sich nicht blicken – auch um die Menge nicht weiter zu provozieren, wie die Polizei später mitteilte. Am frühen Nachmittag konnte somit nach Abzug der Prominenz wieder Ruhe in der Innenstadt einkehren.

Andrej Hunko vor einer Friedensfahne

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