Andrej Hunko vor einer Friedensfahne

Andrej Hunko

Rede von Andrej Hunko in der Bundestags-Debatte am 20. April 2023 über die Beteiligung der Bundeswehr an einer EU-Mission im Niger

Wir halten es für falsch, in Niger einen neuen Bundeswehreinsatz einzurichten. Man braucht dort keine deutschen Soldaten, sondern Kooperation auf Augenhöhe für die Entwicklung Afrikas. Die Sahelzone ist sehr spannungsgeladen. Der nach Afghanistan größte und längste Bundeswehreinsatz in Mali scheitert im Augenblick. Ein weiteres Beispiel ist die akute Situation in Sudan. Niger gilt in dieser Region jedoch als Demokratieanker. Aber auch dort gab es im letzten Herbst große Demonstrationen gegen ausländische Truppen. Die Opposition ist ebenfalls gegen diese militärische Präsenz. In diesen Tagen und Wochen erleben wir leider eine wachsende Spaltung zwischen den Staaten Afrikas und des Westens (EU/NATO). Besonders sichtbar wurde dies, als neulich im UN-Menschenrechtsrat sämtliche afrikanischen Staaten zusammen mit Dreiviertel aller Staaten weltweit, die dort vertreten waren, für eine Resolution abgestimmt haben, die die Verurteilung von unilateralen Sanktionen als Gefahr für Menschenrechte beinhaltet. Deutschland hat dagegen gestimmt. Die EU- und NATO-Staaten waren isoliert.

https://youtu.be/joamrq2zOZk

Vizepräsidentin Petra Pau: Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege Andrej Hunko das Wort.

(Beifall bei der LINKEN)

Andrej Hunko (DIE LINKE):

Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! „Dann eben Niger“ – so kann man die Haltung der Bundesregierung zusammenfassen. Nachdem der nach dem Afghanistan-Einsatz größte und längste Auslandseinsatz der Bundeswehr in Mali in diesem Augenblick scheitert und die Soldaten nach zehn Jahren von dort abgezogen werden – jetzt soll der Einsatz noch mal um ein Jahr verlängert werden; dazu hat Herr Wadephul eben etwas gesagt –,

(Ulrich Lechte [FDP]: Geordneter Abzug!)

soll jetzt ein neuer Einsatz im Nachbarstaat Niger begonnen werden. Herr Pistorius, ich habe mir gerade noch einmal den Antrag von 2013 angeschaut, in dem der Einsatz in Mali begründet wurde. Darin fand ich exakt die gleichen Formulierungen, die jetzt in Bezug auf Niger verwendet werden. Wir halten das für falsch. Wir denken nicht, dass es notwendig ist, dass in der Region deutsche Soldaten stehen.

(Beifall bei der LINKEN)

Es wird immer darauf, dass die Sahelzone sehr spannungsgeladen sei, und auf die Situation im Sudan verwiesen. Es wird darauf verwiesen, dass Niger der Demokratieanker in der Region sei. Aber im letzten Herbst gab es in Niamey große Demonstrationen gegen die ausländischen Truppen dort, und der Präsident hat die Demonstrationen daraufhin kurzerhand verboten. Auch die Opposition in Niger ist gegen diese Präsenz. Ein Verbot von Demonstrationen ist jetzt nicht gerade Ausdruck von Demokratie.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir erleben in diesen Tagen und Wochen leider eine wachsende Spaltung zwischen den Ländern Afrikas und den Ländern der Europäischen Union, des Westens und der NATO. Das wurde vor wenigen Wochen sehr sichtbar, als im UN-Menschenrechtsrat sämtliche afrikanische Staaten zusammen mit drei Vierteln aller Staaten weltweit, die dort vertreten waren, für eine Resolution gestimmt haben, die die Verurteilung von unilateralen Sanktionen als Gefahr für die Menschenrechte beinhaltet. Deutschland hat dagegengestimmt; die EU und die NATO-Staaten waren isoliert. Ich denke, wir müssen dieser Entwicklung Rechnung tragen. Afrika emanzipiert sich ein Stück weit auch von der Bevormundung durch den Westen.

(Beifall bei der LINKEN)

Jetzt wird der Einsatz in Niger aufgebaut. Das fängt mit 60 Soldaten an. Herr Pistorius, Sie sprachen vor Ort von einer Drehscheibe, die in der Region aufgebaut werden soll. Wir halten das für falsch. Wir haben bei unseren Gesprächen in Mali Entsprechendes erfahren; aber das kann ich jetzt nicht mehr ausführen. Wir sind der Meinung, dass Deutschland nicht unbedingt Soldaten dort braucht. Afrika braucht bestimmt keine deutschen Soldaten, schon gar nicht im Verbund mit der ehemaligen Kolonialmacht Frankreich.

(Beifall bei der LINKEN)

Andrej Hunko vor einer Friedensfahne

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