Andrej Hunko vor einer Friedensfahne

Andrej Hunko

„Es war instinktlos, den kriegführenden Minister für einen Karnevalspreis vorzuschlagen“, kritisiert der linke Aachener Bundestagsabgeordnete Andrej Hunko die geplante Ehrung des Bundesministers zu Guttenberg am kommenden Samstag, „der Plagiatsskandal bringt das Fass jetzt wirklich zum Überlaufen.“ Hunko fordert, der Aachener Karnevalsverein solle das „peinliche Guttenberg-Spektakel“ absagen. Die Belege, dass zu Guttenberg in erheblichem Umfang unrechtmäßig plagiiert habe, seien bereits zum jetzigen Zeitpunkt so erdrückend, dass man in Aachen reagieren müsse. 

„Es kann jetzt nicht einfach heißen: 'The show must go on'“, meint auch Linke-Kreissprecher Darius Dunker. „In der Wissenschaftsstadt Aachen wäre das ein Schlag ins Gesicht zehntausender ehrlicher Studierender und WissenschaftlerInnen.“ Es sei ein Hohn für den ehrlichen Wissenschaftsbetrieb, wenn zu Guttenberg jetzt davon spreche, er habe womöglich „vereinzelt Fußnoten nicht oder nicht korrekt gesetzt“.

 „Was mich wirklich zornig macht, ist dass zu Guttenberg uns jetzt für dumm verkaufen will“, meint Dunker, der mehrere Jahre als studentischer Vertreter in akademischen Gremien der RWTH tätig war. „Jeder, der schon einmal eine längere wissenschaftliche Arbeit geschrieben hat, weiß, dass es völlig undenkbar ist, dass man ausgerechnet seine Einleitung abgeschrieben und dann sowohl vergessen hat, sie als Zitat zu kennzeichnen, als auch sie mit Fußnote zu versehen. Die Einleitung mit einem langen Zitat dieser Art wäre schon ungewöhnlich genug. Das würde man nicht vergessen, wenn man sich dazu entscheidet.“

Dem pflichtet auch Bundestagsabgeordneter Andrej Hunko bei. Es handele sich schließlich um eine Promotion in Jura, „da kann man nicht sagen, dass es auf Genauigkeit und Ehrlichkeit nicht so ankommt“. Für seine Promotion musste zu Guttenberg laut Promotionsordnung der juristischen und wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Bayreuth „eine ehrenwörtliche Erklärung des Bewerbers darüber, dass er die Dissertation selbständig verfasst und keine anderen als die von ihm angegebenen Quellen und Hilfsmittel benutzt hat“ abgeben. „Für den immer ob seiner angeblichen Ehrlichkeit gepriesenen Minister ist das jedenfalls der moralische Bankrott. Für die Hochschulstadt Aachen ist jetzt vor allem relevant, dass den Studierenden nicht demonstriert wird, 'die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen',“ meint Hunko.

„Natürlich hätte ich mir gewünscht, der AKV hätte die Einwände gegen die Preisverleihung schon früher ernst genommen“, so der Abgeordnete. Die laxe Art des Ministers, die der AKV offenbar ehren wolle, sei todernst, wenn dieser etwa beim Fernsehsender Phoenix in losem Ton plauderte: „Ich glaube ja, dass Spezialkräfte nicht allein dafür da sind, dass gezielte Tötungen vorgenommen werden“.

„Es gibt nichts, das weniger lustig ist als der Krieg, das hätte auch Guttenberg zugeben und den Karnevalsorden gar nicht annehmen sollen, statt seinen Bruder vorzuschicken“, meint Darius Dunker. Wenn alle Appelle an den Minister und den AKV nichts nützten, hoffe er, dass die ARD die Reißleine zögen und von einer Ausstrahlung am Montag absehen: „Das jetzt noch zu senden, wäre einfach nur zynisch.“

Andrej Hunko vor einer Friedensfahne

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